Grabstätte Familie Walter Poppitz

 

Foto: Friedhof I, 2025

Personengeschichtliche Bedeutung:

Stickereifabrikant und Kommerzienrat Walter Poppitz (9.09.1848-9.06.1933)

Die Grabstätte der Familie Walter Poppitz befindet sich auf dem Friedhof II, Familiengrab Nr. 21 B, an der Mauer zur Chamissostraße.

Walter Richard Poppitz (Sohn von Magnus Walter und Enkel von Kommerzienrat Walter Poppitz) sowie Ehefrau Marianne Poppitz, geb. Steger, fanden ihre letzte Ruhe 1963 auf dem Friedhof I in der Grabstätte Steger / Pessler / Poppitz.

Walter Poppitz wird erstmals 1874 im Adressbuch erwähnt. Er betrieb in der Seminarstraße ein Geschäft mit weißbaumwollenen Waren und Stickereien. 1878 wird er als Stickereifabrikant in der Karlstraße 20 geführt und ab 1881 besitzt er in der Gottschaldstraße 27 eine Stickereifabrik, in die später auch sein Sohn Walter, der mit der Tochter von Paul Steger verheiratet war, geleitet wird.

Zusammen mit Paul Steger gründet Magnus Walter den oben angeführten Fabrikanten-Verein. Paul Steger stirbt bereits 1901. Gemeinsam gründeten sie aber auch die Baugesellschaft Plauen. Der außerordentliche Mangel an kleinen, gesunden und möglichst billigen Wohnungen war Anlass, dass sich im Jahr 1897 Industrielle zusammenschlossen und eine Baugesellschaft ins Leben riefen. So entstanden Anfang 1900 z.B. in der Stöckigter Straße die Häuser 77-85, und in der Stegerstraße die Häuser 1-5, die zu Ehren von Paul Steger so genannt wurde.

In den Adressbüchern wird ein falsches Geburtsdatum von Paul Steger angegeben. Lt. Kirchenbucheintragungen und Bürgerbuch wurde er am 7. Oktober 1843 geboren.

 

Dem Verwaltungsbericht auf die Jahre 1924-1928 ist zu entnehmen, dass Walter Poppitz zu seinem 80. Geburtstag von der Stadt Plauen geehrt wurde.

Abschrift aus dem Vogtl. Anzeiger und Tageblatt vom Sonntag, 11. Juni 1933

Kommerzienrat Walter Poppitz, gestorben am 9. Juni 1933

Im gesegneten Alter von fast 85 Jahren verschied nach längerem Leiden sanft und ruhig Kommerzienrat Walter Poppitz, eine in der heimischen Industrie wohlbekannte und hochangesehene Persönlichkeit. Vor mehr als sechs Jahrzehnten kam der nun in Gott Ruhende, nachdem er beim 2. Sächs. Grenadier-Regiment am Kriege 1870/71 teilgenommen, nach Plauen und begründete hier im Jahr 1872 unter eigener Firma sein Stickereifabrikationsgeschäft, das er durch Tüchtigkeit, Fachkenntnis und nimmermüdem Fleiß auf eine beachtliche Stufe brachte, so dass es schon Mitte der achtziger Jahre zu den bedeutendsten Firmen der Branche zählte. Im Jahr 1914 zog er sich in das Privatleben zurück und überließ die Leitung seines ausgedehnten Geschäftsunternehmens seinem Sohne, der es unter der Firma Walter Poppitz jun. weiterführte. 

Neben der Ausübung seiner Berufstätigkeit hat sich der Verewigte in umfassendem Maße im Dienste der Öffentlichkeit betätigt. So war er Mitbegründer des ersten Plauener Fabrikantenvereins der Stickereiindustrie und lange Jahre dessen Vorstandsmitglied. Auch den Vogtl.-Erzgebirgischen Industrie-Verein hat er mitbegründet und ihn viele Jahre hindurch vorbildlich geführt, so daß ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen wurde.

An der Errichtung der Vogtländischen Stickereifachschule und der Schneeberger Klöppelspitzenschule hatte er lebhaften Anteil. Darüber hinaus betätigte er sich noch in weitgehendem Maße bei gemeinnützigen Bestrebungen, für die er jederzeit ein warmes Herz und offene Hand hatte.

So war er einer der Ersten, der als Mitglied der 1896 gegründeten Gemeinnützigen Baugesellschaft m.b.H. beitrat. Bald darauf wurde er deren Geschäftsführer, ein Amt, das er 26 Jahre ehrenamtlich verwaltet hat.

Als Vorsitzender des damaligen Nationalliberalen Vereins hat er sich auch politisch betätigt, und von 1905 bis 1909 war er Mitglied der Zweiten Sächsischen Ständekammer.

Dem sächsischen Heimatschutz hat er seit seiner Begründung seine besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht, ebenso der künstlerischen Ausschmückung unserer Stadt, die er bei Errichtung des Bismarck-, Moltke- und König-Albert-Denkmals tatkräftig zu fördern wusste. Ebenso steuerte er einen namhaften Betrag für die Erbauung der Markuskirche bei.

An äußeren Ehrungen und Auszeichnungen hat es ihm nicht gefehlt, so besaß er das Ritterkreuz 1. Kl. vom Albrechtsorden und den Titel Königlich Sächs. Kommerzienrat. Der Kriegerverein, dem er seit mehr denn fünf Jahrzehnten angehört, verlieh ihm vor Jahren schon die Ehrenmitgliedschaft.

Seine Gattin, mit der er es ihm vergönnt war, die goldene Hochzeit zu feiern, ist ihm vor einigen Jahren im Tode vorausgegangen, und um den Hochbetagten wurde es seitdem recht still. Bis vor etwas Jahresfrist erfreute er sich noch einer beneidenswerten Gesundheit und Lebensfrische, doch ging es seitdem gesundheitlich mit ihm langsam bergab.

Beisetzung von Kommerzienrat Walter Poppitz am 12. Juni 1933

Die Beisetzung von Kommerzienrat Walter Poppitz, des am 9. Juni im 85. Lebensjahr heimgegangenen angesehenen Textilindustriellen, fand am Montag Mittag auf Friedhof I statt. In der Einsegnungshalle hatte sich eine sehr große Zahl von Leitragenden, vor allem Vertreter der heimischen Industrie, mit der der Entschlafene jahrzehntelang verbunden war, eingefunden, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Der Sächs. Verein der Grenadiere, dessen Ehrenmitglied der Verblichene gewesen, hatte eine Fahnenabordnung und den Schützenzug entsandt, der die Ehrensalven für den Mitkämpfer von 1870/71 abfeuerte. Auch der Kriegerverein, dessen Ehrenmitgliedschaft er ebenfalls besaß, war durch eine Abordnung vertreten.

Pfarrer Thomas hielt eine herzandringende Traueransprache, in der er ein Bild von dem langen gesegneten Leben des Entschlafenen zeichnete. Frau Dr. Hartenstein verschönte die Feier in der Einsegnungshalle durch würdevollen Gesang, und Fabrikant Schönfeld würdigte den in Gott Ruhenden als früheren Vorsitzenden und Ehrenmitglied des

Vogtl. Erzgebirgischen Industrievereins sowie als Ausschussmitglied der Sächs. Höheren Fachschule für Stickerei-, Spitzen- und Konfektionsindustrie.

Rechtsanwalt Dr. Arnold nahm als Vorsitzender des Kriegervereins Abschied von dem treuen Kameraden und langjährigen Ehrenmitglied des Vereins. Beide Sprecher legten Kränze am Sarge nieder. Es erfolgte die Überführung zur Gruft, an der der Vorsitzende des Grenadiervereins dem toten Kameraden unter Kranzniederlegung noch herzliche des Abschieds und des Dankes widmete. – Der Rat der Stadt Plauen hat den Hinterbliebenen ein Beileidsschreiben zugehen lassen.

Magnus Walther Poppitz erhielt am 23. Januar 1873 das Bürgerrecht von Plauen. Als Heimatort ist Chemnitz notiert und hier wird auch sein Geburtstag 9.9.1848 erwähnt.

 

Abschrift aus dem Wandstellenbuch Nr. 21 B – Friedhof II

Poppitz, Walther, Kaufmann Gottschaldstraße 27 –

Überschreibung der Grabstätte:  24.12.1904

Beigesetzter: Weydling, Albin Alfons, Hauptmann a. D. Reichsstr. 13

5./7. Mäi 1907, 39 Jahre, Schwiegersohn des Besitzers

Beigesetzte: Poppitz, Louise Henriette geb. Hetzer, Ehefrau, Gottschaldstr. 27

2./5. März 1931, 81 Jahre, 9 Monate

Beigesetzter: Poppitz, Walter Magnus, Kommerzienrat, Gottschaldstraße 27

9./12. Juni 1933, 84 Jahre, 9 Monate

Poppitz, Marianne geb. Steger, Gottschaldstraße 27

Überschreibung der Grabstätte:  26.10.1937

Beigesetzte: Weydling, Elsa Luise geb. Poppitz, Gottschaldstraße 27

2./6. Mai 1940, 64 Jahre, 5 Mon.

Quelle: VAT, Dienstag 7. Mai 1907, Seite 8

Quelle: VAT, Mittwoch 4. März 1931, Seite 9

 

Quelle: VAT, Sonntag 11. Juni 1933, Seite 12

 

Quelle: VAT Dienstag 13. Juni 1933, Seite 12

 

Quelle: VAT, Mittwoch, 14. Juni 1933 – siehe auch Abschrift

 

Quelle: VAT, Mittwoch, 14. Juni 1933 – siehe auch Abschrift

Quelle: VAT Nachruf v. Sonntag 11. Juni 1933 – siehe auch Abschrift

 

Quellen:

historische Adressbücher

Kirchenbücher

(C) Brigitte Kunze

Plauen 2022