Kurzbeschreibung des Grabmals:
Wandgrabstätte mit aufrecht stehendem Stein und eingravierter Schrift
Galvanoplastik: Trauernde über Grabstein lehnend, leicht überlebensgroß, Produktion der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF)
Einfache Graniteinfassung
Werk der bildenden Kunst und des Kunsthandwerkes
Firmenwerbung im Adressbuch von 1898/99
Bildquelle: Stadtarchiv Plauen
Wohn- u. Geschäftshaus J. Gentzsch, Jößnitzer Straße 67
(Bildquelle: Stadtarchiv Plauen)
Personengeschichtliche Bedeutung:
Emil Julius Gentzsch, am 28.01.1860 in Bröckau bei Zeitz geboren, gehörte zu den führenden Steinmetzen in Plauen. Sein Geschäft in der Jößnitzer Straße 67, das er durch unermüdliches Streben auf eine beachtliche Größe brachte, war in der Stadt Plauen zu seiner Zeit das älteste und auch bekannteste in diesem Gewerk. Viele der auf den Plauener Friedhöfen angelegten Grabstätten sind Fertigungen seines Unternehmens. E. J. Gentzsch war mit Laura Minna, geb. Möckel, verw. Reiher verheiratet. Er starb am 11.04.1929 in Gegenwart seines Sohnes im Alter von 69 Jahren.
Textquelle: nach Brigitte Kunze
Ansicht Steinmetzwerkstatt J. Gentzsch, Jößnitzer Straße 67
Bildquelle: Stadtarchiv Plauen
Grundriss Steinmetzwerkstatt J. Gentzsch, Jößnitzer Straße 67
Bildquelle: Stadtarchiv Plauen
Galvanoplastiken auf deutschen Friedhöfen:
„…Galvanoplastiken werden in einem Säurebad erzeugt, indem man eine Kupferplatte und den Gegenstand, auf dem sich das Metall niederschlagen soll, darin anordnet. Durch elektrischen Strom, der durch das Bad geleitet wird, wird die Kupferplatte langsam aufgelöst und die Metallteilchen setzen sich gleichmäßig an dem Gegenstand ab. Diesen Vorgang kann man mit einer negativen Form, dem Abdruck eines Modells, also einer Hohlform oder direkt auf den Gegenstand selbst praktizieren (Hohl- oder Kerngalvano). Das Verfahren wurde 1837 von M. H. Jacobi entdeckt… Mit Hilfe der Galvanoplastik konnten nun minimale Einzelheiten eines Originalmodells wiedergegeben und massenhaft reproduziert werden… Die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) hatte maßgeblichen Anteil an der Weiterentwicklung des galvanoplastischen Verfahrens; die Produkte der galvanoplastischen Abteilung der WMF wie Büsten, Plastiken, Reliefs, Bauornamente, Denkmäler und Grabfiguren bildeten eine Zeitlang die Haupterzeugnisse der Firma…“ Von WMF wurden Verzeichnisse über die Bestellungen angelegt um die doppelte Aufstellung einzelner Figuren auf den Friedhöfen zu verhindern.
„… Die massenhafte Aufstellung von Bronzeplastiken führte Ende des 19. Jahrhunderts zu einer breiten Bewegung gegen industriell hergestellte und als zu prunkvoll empfundene Denkmäler … Im Bereich der Friedhofs- und Grab-malkultur kommt es im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhundert … zu einer Grabmalreformbewegung. Gefordert wird jetzt das handwerklich gefertigte Grabmal aus porösem, hellem Material wie Sandstein oder Muschelkalk… Die Grabmalplastik verliert ihre Eigenständigkeit; sie wird zu einem untergeordneten Bestandteil der Grabmalarchitektur…“
1) E. Thormann, B. Leisner, H. Schoenfeld „Massenhafte Engel – Galvanoplastiken auf dem Ohlsdorfer Friedhof“