Grabstätte Familie Hubert Kammradt

Kurzbeschreibung des Grabmals:

1944 erwarb der Gärtnereimeister Hubert Kammradt die Nutzungsrechte für die Erbbegräbnisstätte Nr. 42 B. Die ursprünglich angebrachte Inschrifttafel sowie eine Gedenktafel für den gefallenen Sohn existieren nicht mehr.

Personengeschichtlichte Bedeutung

Hubert Ernst Eugen Kammradt, Sohn des Gärtners Alfred Kammradt, kam am 26. September 1884 in Kolkau, Kreis Neustadt/Westpreußen zur Welt. Er wird erstmals 1909 in den Plauener Adressbüchern erwähnt und 1916 übernahm er zusammen mit seiner zwischenzeitlich 1911 in Stralsund geheirateten Ehefrau Emma Minna geb. Zeising als Pächter die Gärtnerei des verstorbenen Gärtnermeisters Friedrich Zabel an der Reißiger Straße 130. 1929 zeigte die Stadt Plauen am ehemaligen Zabelschen Gärtnereigrundstück Interesse und kaufte das sonnig entlang der Straße Am Preißelpöhl gelegene Terrain. Hubert Kammradt nutzte für weitere gärtnerische Arbeiten gepachtetes Land hinter der Gartenanlage "Morgensonne". Auch die kleine Fläche gegenüber von Friedhof II wurde von ihm bewirtschaftet und direkt vis-á-vis des Eingangs zum Friedhof befand sich eine Blumenhalle.  Ab 1930 führte er am Neustadtplatz 7 eine Blumenhandlung, die er später an den Postplatz 8 verlagerte.

Am 22. März 1954 starb Hubert Kammradt und fand als einziger der Familie in diesem Grab seine letzte Ruhe.

Text: Brigitte Kunze

 

 

 Foto von Hubert Kammradt

 

 

Zeichnung von Frau Lore Tröger, verehel. Weisbach

Die Mutter der Brüder Weisbach absolvierte eine dreijährige Lehre in der damaligen Gärtnerei, geleitet von Hubert Kammradt und fertigte 1925 nachstehend abgebildete Zeichnung der Gärtnerei.

 

Auszüge aus dem Verwaltungsbericht der Kreisstadt Plauen auf die Jahre 1929 und 1930

Seite 63

"Der Ankauf der früheren Zabelschen Gärtnerei an der Reißiger Straße.

Es war unbedingt notwendig, für die Stadtgartenverwaltung ein für Gärtnereizwecke geeignetes und günstig gelegenes Grundstück, das auf absehbare Zeit hinaus für deren Belage ausreicht, zu beschaffen, da das von der Gartenverwaltung mit benutzte städtische Grundstück an der Reißiger Straße zwischen der Kaiser- und Rähnisstraße an die Bau- und Siedlungs-AG "Heimat" zur Errichtung von Wohnungen verkauft wurde und auch das Wohlfahrtsamt die Räumung des der Gartenverwaltung überlassenen Grundstücks hinter dem Wohlfahrtsheim verlangt, da es für dessen Zwecke gebraucht wird. Auf dem neuerworbenen Grundstück befindet sich auch ein Wohnhaus, in dem jetzt der Obergärtner wohnt."

 

Seite 72

 

Die Gartenverwaltung

"Im Herbst 1929 mußte das Baumschulgrundstück an der Rähnis- und Reißiger Straße für Wohnungsbauzwecke geräumt werden. Auch die beengte und ungünstig gelegene Gärtnerei am Wohlfahrtsheim wird für andere Zwecke gebraucht und soll deshalb aufgelöst werden. Als Ersatz wurde die frühere Zabelsche Gärtnerei am Preißelpöhl  - 13.600 qm groß - zum Preise von 50.000 RM angekauft und am 16. November 1929 der Gartenverwaltung zur Bewirtschaftung übergeben. Die Gärtnerei war sehr abgewirtschaftet. Es wurde zunächst das Grundstück neu eingefriedigt, das darauf befindliche Gärtnerwohnhaus gründlich instandgesetzt und an Stelle der baufälligen Gewächshäuser ein 34 m langes Kalthaus mit angrenzendem Verbindungsraum neu hergestellt. Die Kosten hierfür betrugen zus. 14.965 RM. Der weitere Ausbau der Gewächshausanlage mußte wegen der ungünstigen Finanzlage noch zurückgestellt werden. "

Seite 113

 

"für die Gartenverwaltung:

Verlegung der Stadtgärtnerei und Errichtung eines Gewächshauses auf dem

Grundstück Reißiger Straße 130 am Preißelpöhl . . . . . . . . . . . . .14.965 RM"

 

Abschrift:

17.04.2020

Brigitte Kunze

Die städtische Gärtnerei wurde bereits zu DDR-Zeiten aufgelöst. Auf dem Gelände entstand eine Eigenheimsiedlung.

Zur Geschichte der Stadt Kolkau

Das bis 1945 Kolkau (1400 Colkow, später auch Kolukowo, Kolkow) genannte Dorf in Pomerellen war zur Zeit des Deutschordenstaats Preußen um 1400 als polnisches Zinsdorf bekannt, in dem Kuh-, Ziegen- und Schweinezins also nach altem polnischen Recht entrichtet wurden.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde Kolkau zusammen mit Hinterpommern und Westpreußen unter polnische Verwaltung gestellt. Anschließend begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten. Für Kolkau wurde die polnische Namensform Kolkowo eingeführt. In der darauf folgenden Zeit wurden die deutschen Einheimischen größtenteils vertrieben.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kolkowo

(C) Brigitte Kunze, 2020