Grabstätte der Familie Oscar Hartenstein


Foto: Friedhof I, 2019

Kurzbeschreibung des Grabmals:

klassizistisch gestaltete Familiengrabstätte mit Bögen auf Halbsäulen, über die Fläche verteilte Inschrifttafeln aus indischem Nero-Granit und Lamprophyr (mittlere Platte),

vorgesetztes gesockeltes Kreuz mit Inschrift;

Das Grab wurde personengeschichtlich sowie als Werk der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks unter Denkmalschutz gestellt.

Personengeschichtliche Bedeutung:

Oscar Hartenstein (18.05.1832-25.06.1893) heiratete 1858 Caroline Sophie Döring. 1860 übernahm er das von seinem Schwiegervater August Doering 1830 gegründete Unternehmen, in dem hauptsächlich Mulle und Zwirngardinen vertrieben wurden. Sie waren damals die gebräuchlichste Fensterbekleidung. Sehr bald errichtete Oscar Hartenstein auf dem Grundstück Dobenaustraße ein Fabrikgebäude, in dem Maschinen zur Weberei von Zwirngardinen und Mullen aufgestellt wurden. Die gewebten Gardinen sorgten für einen  Aufschwung, man spürte aber auch die Konkurrenz aus England. Dort fertigte man gewebte  Tüllgardinen. Oscar Hartenstein war der erste, der englische Maschinen nach Deutschland importierte; eine plötzliche Geschäftsstagnation veranlasste ihn aber, diese Maschinen wieder zu verkaufen. Sein in den 1880er Jahren aus dem Ausland zurückgekehrter Sohn Leopold Oscar Hartenstein griff den alten Gedanken seines Vaters, verbunden mit neuen in England und Frankreich gewonnenen Eindrücken auf. Er kaufte eine große Anzahl neuer englischer Maschinen, bauliche Vergrößerungen folgten. Die englische Tüllgardine begann ihren Siegeszug.

Quelle: Deutschlands Städtebau Plauen i. Vogtl., DARI Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag, Berlin-Halensee, 1926, Seite 96

Ergänzungen zur Firmengeschichte:

In den 1890er Jahren wurden in Lengenfeld eine eigene Appreturanstalt, Bleicherei und Färberei sowie 1906 eine Spitzenweberei errichtet. Nach dem ersten Weltkrieg folgten Erweiterungsbauten in Plauen, die insbesondere von den 1915 als Teilhaber eingetretenen Söhnen des Inhabers, Oscar und Rudolf, durchgeführt wurden. Das Jahr 1921 brachte den Zusammenschluss der Abteilung Spitzenweberei Lengenfeld mit der seit 1883 bestehenden Spitzenweberei Richard Kant in Plauen. Deren Geschäftsräume wurden in der Hans-Sachs-Straße als Zentralstelle für die unter Hinzukauf der Zwickauer Spitzen-Weberei GmbH neu gegründeten Webspitzen-Werke Hartenstein - Richard Kant GmbH eingerichtet. Diese Firma zählte zu den größten deutschen Spitzenwebereien.

Nebenher lief die finanzielle Interessennahme an der Tüll- und Gardinenweberei AG.

Das gesamte Unternehmen Firma Hartenstein umfasste in der Zeit um 1926 die Gardinenweberei in Plauen, die Färberei, Bleicherei und Appreturanstalt in Lengenfeld, die Mullweberei in Lengenfeld, die Spitzenwebereien in Plauen, Lengenfeld und Zwickau. Beschäftigt wurden damals ca. 1200 Angestellte und Arbeiter.

Quelle: Deutschlands Städtebau Plauen i. Vogtl., DARI Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag, Berlin-Halensee, 1926, Seite 96-97

(C) Brigitte Kunze

Plauen 2019