Grabstätte der Familie Carl Louis Höppner

Foto: Friedhof I, 2021

Kurzbeschreibung der Grabstätte

Das Wandgrabmal besteht aus grau-gelblichem Mainsandstein,

Dreigliederungen durch Gesimse, Abschlussgesims mit Spritzverdachung, zwei Lisenen mit Stegkanneluren.

In der Mitte vom Wandgrabmal sind zwei beschriftete schwarze Platten aus böhmischem Glas angebracht. Die Schriften wurden sandgestrahlt und echt vergoldet. Die rechte Schriftplatte besteht aus Lausitzer Granit. Die Schriftbearbeitung ist der Glasplatte angepasst. Der davorstehende Grabstein wurde aus schwarz-schwedischem Granit gefertigt. Die Inschrift ist handgraviert und vergoldet.

Quelle: Gesteinsbestimmung durch Steinmetzmeister Hans Schneider

Im November 2005 wurde das Familiengrab als Denkmal erfasst und wurde personengeschichtlich unter Denkmalschutz gestellt.

Personengeschichtliche Bedeutung

Die Erbbegräbnisstätte erwarb die Familie nach dem Tod von Carl Louis Höppner (15.02.1840-2.09.1893). Er hinterließ die Witwe sowie vier Söhne und vier Töchter.

Zusammen mit seinem Bruder Theodor leitete er ab 1870 die bereits 1810 vom Großvater Johann Gottfried (1789–1866) gegründete Schwarz-, Kunst- und Schönfärberei. Unter der Firmenbezeichnung Gebr. Höppner führten sie gemeinsam das Unternehmen, eine Färberei, Bleicherei und Appretur-Anstalt. Dass Carl Louis sein Handwerk als Appreteur verstand, beweist die Patentschrift Nr. 12177 vom 27.  Februar 1880. Patentiert wurde die Konstruktion eines Stärke-Apparates, der zwischen der Spann- und Trockenvorrichtung angeordnet war. 1)

Bekannt ist auch der Vortrag „Die Entwicklung der Industrie in Plauen durch Appreturanstalten“, den er am 6. März 1890 im damaligen Hotel „Wettiner Hof“ hielt. 2)

Der Stadt diente Louis Höppner von 1883–1889 als Stadtabgeordneter und von da an bis zu seinem Tod als unbesoldetes Ratsmitglied. Er gehörte der Plauener Schützengesellschaft als Oberschützenmeister und Ehrenmitglied an. Er war am Bau des Aussichtsturmes auf dem Kemmler beteiligt.

Sicher trug sein rheumatisches Leiden dazu bei, dass er sich 1892 vom Unternehmen zurückzog. Er leitete nur noch die 1890 gegründete chemische Reinigung am Neustadtplatz 22, Brandkataster-Nr. A 252.

Quelle: Häufige Anzeige im Vogtländischer Anzeiger und Tageblatt

Carl Louis Höppner genoss in Plauen hohes Ansehen. Dafür sprechen die im Vogtländischen Anzeiger und Tageblatt abgedruckten Beileidsbekundungen.

 

Quelle: VAT, Nr. 206, Seite 8, Dienstag, 5. September 1893

Quelle: VAT Nr. 207, Seite 8, Mittwoch, 6. September 1893

 

Quelle: VAT Nr. 208, Seite 7, Donnerstag, 7. September 1893

 

Firmengeschichte

Einiges aus der Firmengeschichte wurde der Broschüre „125 Jahre Firma Höppner 1810–1935“ entnommen. Man findet Exemplare dieser im Stadtarchiv Plauen sowie in der Regionalbibliothek.

Johann Gottfried Höppner kam als Färber aus Ebersdorf bei Chemnitz nach Plauen. Er arbeitete von 1808 bis 1810 als Geselle in der Firma des Schwarz- und Schönfärbers Johannes Großmann, der bereits 1805 verstorben ist. Das Unternehmen wurde von der Witwe Marie Sophie Großmann weitergeführt. Höppner pachtete ab 1. November 1810 diese Großmann‘sche Färberei, die im ehemaligen Münzgebäude der Vögte von Plauen-Reuß untergebracht war. Der Schwarzfärberei gliederte er noch eine Kunst- und Schönfärberei an.

1811 heiratete Johann Gottfried die um viele Jahre ältere Christiane Sophie, Tochter des Weißbäcker-Obermeisters Johann Erhardt Pätz am Neustadtplatz.  Christiane Sophie brachte 1600 Taler mit in die Ehe und nach des Vaters Tod 1818 nochmals 400 Taler sowie verschiedene Grundstücke.

1812 bringt sich Johann Gottfried Höppner durch eine Zeitungsannonce in Erinnerung. Er zeigt an, dass er in der Großmann‘schen Schwarzfärberei eine Waid- und Schönfärberei eingerichtet habe.

1814 erwarb Johann Gottfried Höppner sein erstes Haus Am Neustadtplatz Nr. 22. Es war ein Wohnhaus, verbunden mit einem langen Hintergebäude bis an den Syrabach. Das Hintergebäude enthielt die Färberei und oben eine kleine Wohnung mit Bodenraum.

Der bereits am 1. August 1812 geborene Sohn Carl Friedrich tritt in die Fußstapfen des Vaters, wird Färber, geht auf Wanderschaft. Der zweite Sohn Friedrich Ferdinand, geboren am 16. Januar 1814, erlernte den Beruf eines Loh- und Rotgerbers und besaß in Plauen einen Bleichplatz. Er starb am 20. März 1863.

Carl Friedrich Höppner, etwa 1834 aus der Fremde zurückgekehrt, arbeitete wieder im väterlichen Geschäft und heiratete 1838 Christiane Friedericke Stier, eine Tochter des Fleischermeisters Stier am Neustadtplatz. Vermutlich übernahm er in dieser Zeit auch das Unternehmen vom Vater. Die Firma hieß nun C. F. Höppner.

1844 legte ein Brand beinahe die halbe Stadt in Asche. Carl Friedrich Höppner, der zu diesem Zeitpunkt bereits gesundheitlich sehr angeschlagen war, überlebte dieses Inferno nicht. Er starb am 21. September 1844 und hinterließ die Witwe mit vier kleinen Kindern, das fünfte Kind kam am 03. April 1845 zur Welt. Nun leitete Christiane Friedericke das Unternehmen. Ihre Aufträge zum Färben kamen damals vorwiegend von den Firmen F. L. Böhler & Sohn sowie Facilides & Wiede, die jedoch in den 1850er Jahren eigene Färbereien gründeten. Für Frau Höppner war das Leben nicht einfach zu meistern. Die jungen Söhne mussten tatkräftig mit zupacken.

1859 brannte es in der Neustadt und auch das Wohnhaus sowie die Färberei gingen im Flammenmeer unter. Traurig nahm die Familie Abschied von der Stätte, wo einst die Wiege stand. Man musste an den Wiederaufbau der Färberei denken. So entstand sie entlang der Syra.  Das Fundament bildete gleichzeitig die Ufermauer des Baches. Die Mutter hatte es fertiggebracht, dass 1860/61 die Gebäude wieder bezugsfertig waren und keine Schulden auf den Grundstücken lagen.

25 Jahre, bis zum 31.12.1869 führte Christiane Friedericke Höppner das Unternehmen.

Am 01.01.1870 übernahmen die Söhne Louis (15.02.1840-02.09.1893) und Theodor Höppner (12.07.1842-21.05.1931) die Firma. Sie hieß nun „Gebrüder Höppner“. Das Geschäft am Neustadtplatz 22 wurde beibehalten und in der unteren Aue der neue Betrieb in einem Gebäude von 33 m Länge und 12 m Breite längs der Elster als Färberei, Bleicherei und Appretur-Anstalt errichtet. Der Betrieb entwickelte sich weiter. Es entstanden verschiedene Ergänzungsbauten, darunter ein Wohnhaus in der Fürstenstraße 89 (heute Stresemannstraße 89).

1890 war der Betrieb um eine chemische Reinigung erweitert worden. Am 01.01.1892 erfolgte die Trennung der Appreturanstalt von der chemischen Reinigung. Nach Ausscheiden von Louis Höppner übernahm dieser die Reinigungsanstalt in der Neustadt, während Theodor Höppner die Appreturanstalt in der Aue unter Beibehaltung der Firmenbezeichnung Gebrüder Höppner weiterführte.

1901 entstand in der Fürstenstraße 91 (heute Stresemannstraße 91) der 60 m lange von der Firma Keßler errichtete Bau. Er diente zum Spannen von Tüllstoffen in 50 m Länge und 12 m Breite. 1906 wurde das Gebäude für 70 m Spannen erweitert. 3)

1935 treten in die Kommanditgesellschaft die schon seit einigen Jahren als Prokuristen im Betrieb tätigen Schwiegersöhne Rudolf Sieler, Hermann Wirth und Friedrich Zöbisch als Mitinhaber ein. Friedrich Zöbisch war der Sohn von Enno Zöbisch, dem Mitbesitzer der Firma Robert Zöbisch & Söhne, Bleicherei, Färberei und Appretur-Anstalt Am Mühlgraben 12. Friedrich Zöbisch fiel am 28. Juni 1942 in Sewastopol/Russland.4)

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg existierte die Firma Gebr. Höppner noch. 1972 wurde das Unternehmen verstaatlicht. Bis 1989 gehörte der Betrieb zum VEB Brokat Mühltroff. Danach befand sich die Plauener Textilveredlung GmbH & Co. auf diesem Gelände. Seit 2001 stand das Fabrikgebäude leer. 2011 wurde es abgerissen und das Gelände revitalisiert. Eine dort aufgestellte Schrifttafel erinnert an das große Unternehmen.5)                   

Friedericke Höppner (29.11.1811–14.08.1902), Firmeninhaberin 1844–1869

Louis Höppner (15.02.1840–02.09.1893), Inhaber 1870–1891

Quelle: Bauwerke der Textilindustrie in Plauen, 1997, Foto: Adelheid Liebetrau, Plauen

Theodor Höppner (12.07.1842–21.05.1931), Inhaber 1870–1912

Theodor Höppner zieht sich nach 42-jähriger Tätigkeit im Unternehmen Ende 1912 ins Privatleben zurück.

Quellen:

1) Deutsches Patent- und Markenamt Trefferliste Basisrecherche

2) Vogtl. Anzeiger und Tageblatt vom 18.03.1890

3)   Beate Schad, Bauwerke der Textilindustrie in Plauen

4)  Sterbeurkunde Friedrich Zöbisch, Stadtarchiv Plauen

5)  Bauwerke der Textilindustrie Plaue, und www.plauen-geschichte.de

 

Broschüre 125 Jahre Gebrüder Höppner – Stadtarchiv und Vogtland-Bibliothek Plauen

Beate Schad, Bauwerke der Textilindustrie in Plauen

Diverse Ausgaben „Vogtländische Anzeiger und Tageblätter

Kirchenbücher St. Johannis, Stadtarchiv Plauen

 

© Brigitte Kunze

Plauen, Januar 2022