Grabstätte Louise Baer/Louis Klotz

 

Fotos: Friedhof I, 2021 und 2023

Kurzbeschreibung des Grabmals:

Das in Form eines quadratischen Sockels mit aufgesetztem Kreuz gestaltete Grabmal ist das einzige, das in dieser Art auf Friedhof I erhalten blieb.

Die Kreuzenden laufen als Dreipässe aus. Es sind Ornamente aus der Romanik und Gotik, die  in der historisierenden Zeit des 19. Jahrhunderts wieder Verwendung fanden.

Am Fuß des Kreuzes ruht die sich in den Schwanz beißende Schlange Ouroboros, das Symbol für Unendlichkeit und Ewigkeit.

Angaben zum Gestein: Sockel aus (wohl) Wildenfelser Marmor, Kreuz mit Christus aus Frankenwalder Kalkstein

Im Jahr 2006 wurde das Grab personengeschichtlich sowie als Werk der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks unter Denkmalschutz gestellt.

Personengeschichtliche Bedeutung:

Erst als sich vor einigen Jahren die Inschrifttafel vom Sockel löste und abgenommen werden musste, stieß man auf die eigentliche Sockelinschrift: Louise Baer, geborene Rosin. Sie starb am 19. Oktober 1866. Die Grabstätte wurde demzufolge ca. drei Wochen nach Eröffnung des Friedhofes I am 26. September 1866 gelöst und ist somit das älteste erhaltene Grab auf diesem Friedhof.   

Man vermutete hier über viele Jahre die letzte Ruhestätte für Louis Albert Klotz (10.03.1860 in Reichenbach- 22.08.1929). Eine Inschrifttafel mit seinen Lebensdaten befand sich am Sockel.

Louis Klotz fand nach seiner Seminarzeit eine Anstellung als Lehrer in Mühltroff und ab 1882 in Plauen. 1906 wurde er zum Direktor an der neu gegründeten 12. Bürgerschule, der späteren Herbartschule, ernannt. Dieses Amt bekleidete er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1924. Bis zu seinem Tod gehörte er dem Christusgemeinde-Kirchenvorstand der Ost- und Südvorstadt-Parochie an, deren Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender er war. 

Quelle: VAT Nr. 197 v. 24.08.1929

Inschrift sowie auch der auf der gegenüberliegenden Seite eingemeißelte Spruch (siehe Foto) erhielten eine neue Blattgoldauflage.

Foto: Friedhof I, 2023

Bestand zwischen den Familien Bär und Klotz ein verwandtschaftliches Verhältnis?

Nein, Recherchen ergaben folgendes:

Louise Baer, am 15.06.1822 geboren in Böhmen, katholischer Konfession, wurde lt. Sterbeeintrag am 22. Oktober in der Stille vom katholischen Kaplan, Herrn August Bittner, beerdigt. Sie starb an einer Brust- und Lungenentzündung und hinterließ den Ehemann Carl Gottlieb, einen Leinwandhändler sowie drei Söhne. Das jüngste Kind war zu diesem Zeitpunkt vier Jahre alt. 

Die Hinterbliebenen konnten für ihre Verstorbenen als Ruhestätten einfache Reihengräber, gelöste Grabstellen (in der Fachliteratur auch Wahlgrab genannt) oder erbliche Familienbegräbnisse wählen.

Nach dem Tod von Louise Baer [auch Bär geschrieben] erwarb der Ehemann Gottlieb die Nutzungsrechte für drei gelöste Grabstellen mit den Nummern 119, 120 und 121 und einer Nutzungsdauer von 30 Jahren je Grab.

Quelle: VAT Nr. 250, S. 1124 von 1866

Inhaberin des Leinwandhandels am Klostermarkt No. 172 B in Plauen war Louise Bär. Ein Vermerk im Sterbeeintrag verrät, dass nur das jüngste Kind, der 8. Sohn von neun Kindern, in Plauen geboren wurde. Die zwei älteren hinterlassenen Söhne erblickten in Eibau, einem Ort in der Nähe von Zittau das Licht der Welt. Nach dem Tod der Mutter zog die Familie zum Altmarkt  A 66. Der Witwer wurde nun Inhaber des Unternehmens und wird letztmalig 1874 im Adressbuch der Stadt Plauen genannt. Der Sohn Emil Adolph Robert erhielt 1873 das Bürgerrecht von Plauen und war Besitzer des Anwesens Altmarkt A 66. Laut Adressbuch von 1877/78 betrieb Emil Adolph Robert das Geschäft nun am Oberen Steinweg 2. 1881 wurde die Ehefrau Emma als Eigentümerin eingetragen.

Mit der Familie Baer und dem Gebäude Oberer Steinweg 2 sind auch die zwei geschnitzten Bären, die später im Vogtland-Museum ihren Platz fanden, verbunden.

 

Foto: Vogtlandmuseum Plauen

Nach Ablauf der 30 Jahre löste Louis Klotz ab 1896 die Grabstätte und nutzte sie für seine verstorbenen Angehörigen. Er selbst starb am 22. August 1929. Seine Ehefrau Wilhelmine Martha geb. Ehrhardt starb am 24. März 1934.

Klotz absolvierte von 1873 bis 1879 das Lehrerseminar in Plauen, ging danach von 1879-1882 als Vertretungslehrer nach Mühltroff und war ab 1882 an der 2. Plauener Bürgerschule (im Gebäude der heutigen Vogtland-Bibliothek) und von 1886 ab an der 2. Bezirksschule (spätere Krauseschule, Ecke Trockental-/Straßberger Str. als Lehrer tätig, bevor er das Direktorat der neu erbauten 12. Bürgerschule (spätere Herbartschule) übertragen bekam.

Er leitete diese Schule insgesamt 18 Jahre, offenbar auch mit entsprechendem Anklang in seinem Kollegium, denn nach 1918 wurden in Sachsen die Schulleitungen (Leiter und Stellvertreter; die Bezeichnung Direktor wurde bis 1933 nicht mehr gebraucht) auf jeweils drei Jahre gewählt. Klotz war also 1921 von seinem Kollegium wiedergewählt worden. Offenbar trat er 1924 (als 64-Jähriger) nicht zur Wiederwahl an. Aber sein Alter traf ihn in gewisser Weise doppelt, denn er fiel damit unter die Lehrer, die auf Grund des Personalabbaugesetzes von 1923 vorzeitig in den Ruhestand geschickt wurden. So erscheint jedenfalls der Name Louis Klotz unter dieser Rubrik in "Landeslehrerbuch des Freistaates Sachsen 1924", Dresden 1924, S. 132.

Textquelle: Prof. Roland Schmidt, Leipzig

Quellen:

Sterbebuch 1866/558.

Historische Plauener Adressbücher

Grabbücher Friedhof I

Großes Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur, Band 1 und 2

(C) Brigitte Kunze

Plauen 2018