Grabstätte Wilhelm Traugott Vogel

Foto: Friedhof I, 2022

Beschreibung des Grabmals:

1874 angelegt, gehört die Grabstätte der Familie Vogel zu den ältesten Gräbern auf Friedhof I.

Den im klassizistischen Stil ausgeführten Mittelteil ziert im oberen Bereich Christus mit dem Dornenkranz. Das kreisrunde Medaillon unterstreicht die Würde und Distanziertheit des Dargestellten. In großen Lettern wird auf die Grabstätte der Familie Vogel hingewiesen. Reliefartig gestaltete Palmblätter, die mit einem Schleifenband zusammengehalten werden, bilden den Abschluss.

Die beiden Inschrifttafeln mit den Daten von Wilhelm Traugott Vogel und seiner Ehefrau Christiane Wilhelmine wurden in jüngster Zeit erneuert.

Die Grabstätte, 1998 als Denkmal erfasst, trägt personengeschichtlichen Charakter.

Angaben zum Gestein: Granit (Einfassung), Cottaer Sandstein, Carrara-Marmor (Platten), vermutlich Reinhardtsdorfer Sandstein (Medaillon)

Personengeschichtliche Bedeutung:

Am 20. Dezember 1813 wurde Wilhelm Traugott Vogel als viertes Kind und zweiter Sohn des Wagnermeisters Christian Gottlieb Vogel und seiner Ehefrau Johanna Sophie, geb. Thieme, geboren. Er ist Bruder des Stellmachermeisters, späteren Restaurateurs und Bierbrauers Carl August Vogel (21.12.1808-14.03.1881), siehe dazu Denkmalgrab 01.

Wilhelm Traugott erhielt am 06.12.1839 das Bürgerrecht der Stadt Plauen, erlernte den Beruf eines Maurers, wurde Maurermeister. Er übte später die Funktion eines Obermeisters aus und galt als sehr begabt.

Er konnte meisterhaft mit Pinsel und Zeichenstift umgehen. Im Jahr 1848 entwarf er auf Veranlassung des Superintendenten Ewald Beyer die "Biblischen Wandbilder für Schule und Haus". Diese Bilderbibel war ein hilfreiches Anschauungsmittel für den damaligen Schulunterricht und für Wilhelm Traugott der erste und einzige Versuch auf dem Gebiet der Historienmalerei, ohne eine eigentliche zeichnerische Vorbildung genossen zu haben. Einige Reproduktionen aus dieser Kinderbibel zeigen sein Talent.

Quelle: VAT Nr. 240, 1929, Seite 18 von Richard Freytag

 

 

 Quelle der Zeichnungen: Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

 

Das von 1858 bis 1860 entstandene Krankenhaus an der Hammerstraße, das heutige Gebäude der ZWAV, ist ein Beispiel seiner Bautätigkeit.

 

Quelle: Foto Hammerstraße 28 - Dr. Heinz Zehmisch Von der Badestube bis zum Vogtlandklinikum

Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Maurermeister wirkte Wilhelm Traugott auch als Lehrer an der Baugewerkenschule und unterrichtete Projektions-, Ornamenten- und architektonisches Zeichnen.

Quelle: Adreßbuch 1874, Seite 33

Am 25.01.1852 heiratete Wilhelm Traugott Vogel Christiane verw. Eichhorn, geb. Ludwig. Aus der Ehe gingen die beiden Söhne Richard und Hermann hervor.

Im ersten, 1854 veröffentlichten Plauener Adressbuch wird Wilhelm Traugott als Maurermeister ausgewiesen und er wohnte Am Rinnelberg E. 71. Hier müsste der erstgeborene Sohn Richard 1852 zur Welt gekommen sein. Aber bereits 1854 wohnte er im von ihm erbauten Haus D 20 G, später unter Fürstenstraße 68 bekannt, an der heutigen Ecke Stresemann- und Hammerstraße gelegen. Denn dieses Haus (siehe Foto) galt als das Geburtshaus von Hermann Vogel. Sicher ist vielen älteren Plauener Bürgern dieses Gebäude, das 1988 abgerissen wurde, noch bekannt. Am 20. Oktober 1929 ließ die Stadt Plauen eine Erinnerungstafel anbringen.

Quelle: Vogtland-Museum

Quelle: Verwaltungsbericht der Stadt Plauen 1929-1930

Vorgenanntes Haus wurde von Wilhelm Traugott relativ schnell wieder verkauft und lt. Adressbuch aus dem Jahr 1863 führte er seinen Wohnsitz und sein Unternehmen stadteinwärts gelegen in der Hammerstraße 19. Hier lebte Wilhelm Traugott mit seiner Familie bis zu seinem Tod 1878. Seine Söhne Richard und Hermann bewohnten es noch bis 1887. Das Haus Hammerstraße 19 wurde bei Bombenangriffen 1945 zerstört.

Aus all dem vorgenannten spricht der begabte Mann, der seinen Söhnen Anregungen gab und sie zweifellos beeinflusste.

Der am 23.11.1852 geborene, spätere Architekt und Prof. Richard Vogel besuchte in Plauen die Baugewerkenschule und danach die Akademie in Dresden. Von Dresden aus erhielt er Stipendien, die ihm Studienreisen nach Italien und Griechenland ermöglichten. Er kehrte in seine Heimatstadt zurück und wurde 1879 als Lehrer an die Baugewerkenschule, in der auch schon der Vater unterrichtete, berufen. Vier Jahrzehnte übte er diese Tätigkeit aus.

Am 05. März 1881 heiratete Richard Vogel Martha Marie Kettner (22.06.1861-10.06.1932). Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor. Ab 1888 wird in den Adressbüchern sein Haus in der Mosenstraße 8 erwähnt. 

Seinen Lebensabend verbrachte Richard Vogel in Fasendorf. Er galt als eifriger Jäger und Schütze.

Richard Vogel starb am 03.02.1933 in Syrau und fand in der elterlichen Grabstätte seine letzte Ruhe.

 

 Quelle: Vogtländischer Anzeiger und Tageblatt vom 7. Februar 1933

 

Hermann Vogel, geboren am 16.10.1854, ein im Vogtland bekannter und bedeutender Kunstmaler, nach dem auch in Plauen eine Straße benannt wurde, starb 1921 in Krebes und liegt auf dem dortigen Friedhof begraben.

Quellen:

Kirchenbücher

Historische Plauener Adressbücher

Personenstandsdaten und Bauakte aus dem Stadtarchiv Plauen

Wandstellengrabbuch Friedhof I

Großes Lexikon der Bestattungs- und Friedhofskultur, Band 1 und 2

 

 (C) Brigitte Kunze

Plauen 2018