Grabstätte Peßler / Steger / Poppitz

Foto: Friedhof I, 2021

Kurzbeschreibung der Grabstätte:

schlicht gestaltete Wandgrabstätte (im Sinne der Friedhofsreformbewegung des beginnenden 20. Jh.) aus Kalkstein, mit Sitzbänken und Amphoren

Angaben zum Gestein: oolithischer Kalkstein

Personengeschichtliche Bedeutug:

Alfred Paul Steger

Der spätere Kommerzienrat Alfred Paul Steger stammte aus Luckau im damaligen Regierungsbezirk Frankfurt/Oder. Erstmals wird er im Plauener Adressbuch von 1870 als Commis mit der Wohnanschrift Königsstraße A 101 erwähnt. Er heiratete am 08. Mai 1873 Johanna Ulbricht. Im Traueintrag 1873 Nr. 87 des Kirchenbuches der Johanniskirche ist sein Geburtsdatum erwähnt. Es lautet 7. Oktober 1843 und weicht somit gegenüber anderen Veröffentlichungen, wie z.B. in den Angaben der historischen Adressbücher und im Straßennamenverzeichnis der Stadt Plauen ab.

Seine Ehefrau Johanna Ulbricht erblickte als 5. Tochter, 6. Kind, am 26. November 1854 in Plauen das Licht der Welt. Ihre Eltern waren der Kaufmann Robert Hermann Ulbricht und Julie Auguste, geb. Leipoldt.

Als Paten von Johanna sind eingetragen:

Frau Christiane Caroline Louise Mammen, Ehefrau von Kaufmann Hinrich Mammen, geb. Scherzer,

Frau Hedwig Leipoldt, Ehefrau von Herrn Christian Friedrich, geb. Sommer und

Carl Röder, Kaufmann aus Rodewisch,

Alfred Paul Steger war Teilhaber der Firma Klemm & Steger in der Forststraße 9. Gemeinsam mit Oscar Constantin Klemm betreibt er ein Stickerei- und Konfektionsgeschäft. Klemm stirbt am 30. Juli 1888 im Alter von 44 Jahren und Alfred Paul Steger führt als alleiniger Inhaber das Unternehmen weiter.

Steger, in der Zwischenzeit zum Großindustriellen aufgestiegen, lag die Erhaltung und Förderung der Plauener Spitzen- und Stickereiindustrie am Herzen. Lange Zeit übte er das Amt des Vorsitzenden des Zentralverbandes der Stickereiindustrie für Sachsen aus. Außerdem war er Mitbegründer und Vorsitzender des seit dem 23. Februar 1894 bestehenden Fabrikanten-Vereins der Stickerei- und Spitzenindustrie. Zweck dieses Vereins war, die allgemeinen Interessen der Stickerei- und Spitzenindustrie in Sachsen zu wahren. Das Klären praktischer, gewerblicher und geschäftlicher Fragen sollte den Fabrikanten helfen und der gemeinsamen Verständigung dienen.

 

Quelle: Stadtarchiv Plauen

Steger war Mitgründer und Vorsitzender der auf Schaffung von Arbeiterwohnungen bedachten Baugesellschaft Plauen GmbH. Der Mangel an kleinen, gesunden und möglichst billigen Wohnungen war Anlass, dass sich 1897 aus der Plauener Bürgerschaft unter Beteiligung in erster Linie von Vertretern der Industrie die vorgenannte Baugesellschaft bildete. Dem Verwaltungsbericht der Stadt Plauen von 1898 ist zu entnehmen, dass bereits im ersten Jahr nach Gründung zwölf Häuser mit 128 Wohnungen entstanden. Sie befanden sich in der Dobenaustraße und Stöckigter Straße.

Steger bekleidete über viele Jahre das Amt eines Handelsrichters, war ein Freund der Natur und naturgeschichtlicher Studien. Von seiner umfangreichen Schmetterlingssammlung übergab er schon zu Lebzeiten einen Großteil dem damaligen Realgymnasium.

Ab 1897/1898 wird Steger im Adressbuch als Königlich Sächsischer Kommerzienrat geführt. 1899 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht recht erholen konnte. Am 27. März 1901 starb Alfred Paul Steger im Alter von 57 Jahren an einer Lungenentzündung. Er hinterließ seine Ehefrau, die Töchter Martha, Elise und Marianne Steger. Er genoss in Plauen hohes Ansehen. Das beweisen die vielen Beileidsbekundungen und Todesanzeigen, die im Vogtländischen Anzeiger und Tageblatt erschienen, darunter auch ein Bericht über die Trauerfeier auf dem Friedhof I.

Sein Engagement für die Stadt Plauen wurde gewürdigt. Eine Straße in der Plauener Ostvorstadt trägt seinen Namen. Auch dort entstanden weitere Häuser durch die von ihm mitgegründeten Baugesellschaft.

Martha ehelichte den Kaufmann Carl Friedrich Rudolph Peßler, Sohn von Ernst Ferdinand Peßler, der zusammen mit Jakob Fleischer die erste mechanische Weberei in Plauen gründete.

Marianne heiratete 1904 Richard Walther Poppitz. Der Vater, Kommerzienrat Magnus Walther Poppitz, liegt auf Friedhof II begraben.

Familie Peßler (auch Pessler)

Ernst Ferdinand Peßler wurde am 31. August 1855 in Plauen im Beisein des Bürgermeisters Gottschald und der Stadträte Wieprecht, Ludwig, Pippig, Wagner, Schmidt, Zürner und Cramer das Bürgerrecht verliehen. Er stammte aus Leipzig.

Quelle: Bürgerbuch Plauen

Er gründete zusammen mit Fleischer die erste mechanische Weberei. 1870 wird er noch im Adressbuch als Teilhaber F. Fleischer geführt.

Verheiratet war Ernst Ferdinand Pessler mit Adelheid Lina Constanze, geborene Braun. Einer Tochter von Dr. Alexander Karl Hermann Braun, Gerichtsdirektor und Advokat, Amtshauptmann, aber auch für eine gewisse Zeit Vorsitzender des sächsischen Gesamtministeriums. 

Aus der Ehe stammen mehrere Kinder, darunter der am 29. Dezember 1866 als 3. Sohn, 5. Kind geborene Carl Friedrich Rudolph Peßler. Friedrich Martin Fleischer wird als Pate geführt. Rudolph heiratete Martha (29.08.1877-02.12.1956), die Tochter von Alfred Steger. Und aus dieser Ehe stammen zwei Söhne, Rolf und Herbert, sowie die Tochter Ilse, die Erich Hempel ehelichte.

Carl Friedrich Rudolph war Inhaber der mechanischen Weberei Ernst Peßler in Plauen und Treuen. Er besuchte in Plauen und Wurzen Gymnasien und übernahm nach gründlicher kaufmännischer und technischer Ausbildung sowie nach Beendigung seiner Militärzeit die väterliche Weberei, die sich damals in der Schlossstraße 17 befand und nach 1913 die Hausnummer 5 erhielt. Die Brandkataster-Nr. C 71 V blieb gleich.

Carl Friedrich Rudolph starb am 26.10.1920 an einer Blutvergiftung und Lungenentzündung.

Sein Nachruf ist im VAT abgedruckt.

VAT Nr. 252 v. 28.10.1920

Die Söhne Rolf und Herbert führten nach dem Ableben ihres Vaters das Unternehmen weiter.

Quellen:

historische Adressbücher

Kirchenbücher

(C) Brigitte Kunze

Plauen 2020