Grabstätte der Familie Gustav Thorn

Foto: Friedhof I, 2013

Kurzbeschreibung der Grabstätte

vermutlich um 1917, sich nach unten verjüngende Sandsteinstele mit symbolischer Flammendarstellung, rückwärtig Einfassungsmauer

Personengeschichtliche Bedeutung

Georg Gustav Thorn erblickte am 27. Dezember 1855 in Adorf als Sohn des Goldschmiedemeisters Georg Thorn und dessen Ehefrau Ernestine, geb. Tröger, das Licht der Welt. Auch er wurde wie sein Vater Goldschmied und baute sich in Plauen zusammen mit seiner aus Weimar stammenden Ehefrau Louise Georgine Helene, geb. Kalb, eine Existenz auf.

Im historischen Adressbuch von 1896 wird er erstmalig als Besitzer des Wohnhauses Schulstraße 2 a erwähnt und führt dort eine Goldschmiedewerkstatt und ein Juweliergeschäft. 

Bauzeichnung des Hauses in der Schulstraße

Am 15. Dezember 1917 starb Gustav Thorn nach schwerem Leiden im fast vollendeten 63. Lebensjahr. Er hinterließ die Witwe, einen Sohn sowie zwei Töchter.

In einem Nachruf, abgedruckt im Vogtländischen Anzeiger und Tageblatt, wird er als stadtbekannte, in Sängerkreisen geschätzte Persönlichkeit erwähnt. Der Männergesangverein „Ossian“ verlor sein ältestes Mitglied: 37 Jahre gehörte er dazu.

Mit in dieser Grabstätte ruht die am 24. Mai 1938 verstorbene Ehefrau.

Quellen: Stadtarchiv – Sterbeurkunden, Vogtländischer Anzeiger und Tageblatt 18. und 19. Dez. 1917, historische Adressbücher Plauen

Näheres zum Wohnhaus Schulstraße 2 a:

Dr nachstehend aufgeführte Lageplan aus der Baupolizei-Akte soll verdeutlichen, wo sich einst das Wohnhaus Schulstraße 2 a befand. Gustav Thorn erwarb es vermutlich 1895/96 von der Witwe des verstorbenen Bäckermeisters Wilhelm Walther. Die Anschrift lautete damals Unterer Steinweg Nr. 1. Da der Hauseingang auf der Schulstraße lag, wurden 1900 einige Veränderungen vorgenommen und eine neue Beschilderung in Form von Schulstraße 2 a gefordert.

Quelle: Stadtarchiv - Baupolizeiliche Akte Schulstraße 2a

Wenig ist über das geschäftliche Leben des Unternehmens bekannt. Vermutlich führte die Witwe das Juweliergeschäft nach dem Tod ihres Mannes weiter. Hier gibt die Bauakte ein wenig Aufschluss.  Man erfährt, dass für November 1928 bis März 1929 ein Totalausverkauf ihres Geschäftes vorgesehen war und sie dafür eine Lichtreklame an den Schaufenstern anbringen ließ, die jedoch baupolizeilich bemängelt wurde.

Nach dem Tod von Helene Thorn blieb das Wohnhaus weiterhin in Familienbesitz. 1945 wurde es bei Bombenangriffen auf Plauen beschädigt und 1946 wiederaufgebaut. Bis 1985 diente es für Wohnzwecke, der Laden wurde genutzt. Doch der Zustand entsprach nicht mehr den heutigen Bedürfnissen. Am 1.2.1985 gab der VEB Gebäudewirtschaft Plauen, Rädelstraße 12, das Gebäude zum Abbruch frei. Die neu gestaltete Straßenführung Unterer Steinweg lässt die Erinnerung an dieses Haus verblassen.

Zur Geschichte des Männergesangvereins „Ossian“

Die Regionalabteilung der Vogtland-Bibliothek verfügt über eine Jubiläums-Festschrift des Männer-Gesangsvereins „Ossian“, verfasst von Dr. Rudolf Falk. Anlass gab das 50-jährige Bestehen 1929. Darin wird Folgendes berichtet:

An einem Sonntag des Jahres 1879 brachten bei einer fröhlichen Wanderung acht junge Kaufleute den Wunsch zum Ausdruck, wöchentlich einmal gemeinsam zu singen, um ihre Ausflüge durch Lieder verschönern zu können. Da sich noch mehrere Freunde den Singabenden zugesellten, kam es zur Gründung eines Gesangvereins, der „Apollo“ getauft wurde.“ Man war allerdings gezwungen, eine Namensänderung vorzunehmen, da es bereits einen Apollo-Verein gab. So kam es zum Männergesangverein „Ossian“, geleitet vom Organisten Bernhard Balduin Bitterlich.

(C) Brigitte Kunze

Plauen 2020