Grabstätte der Familie Carl Friedrich Tröger

Foto: Friedhof I, 2021

Kurzbeschreibung der Grabstätte:

Bereits 1879 erwarb der Lederfabrikant Carl Friedrich Tröger die Nutzungsrechte für das am Hauptweg der Abteilung I gelegene Familiengrab mit den Nummern 52 und 53. Aber erst 1964 fand die vom Dresdener Bildhauer Selmar Werner (1864 – 1953) geschaffene Bronzefigur „Der Wanderer“ hier ihren Platz. Einst zierte sie die am gleichen Weg gegenüberliegende Grabstätte von Carl Bernhard Tröger. Er starb am 1. September 1915 und wurde dort beerdigt. Seine Witwe veranlasste 1918 die Aufstellung eines Denkmals. Erhalten geblieben ist dafür der vom Friedhofsausschuss der Kircheninspektion Plauen am 04. März 1920 genehmigte Entwurf. Zu erkennen ist, dass die fachgerechte Herstellung der Grabstätte dem Steinmetz August Stößlein übertragen wurde. Er besaß hier in Plauen ab 1905 die „Werkstätten für Friedhofskunst“, die er 1915 nach Dresden verlagerte. In seinen in Dresden veröffentlichten Katalogen bot er die Bronzefigur an, die in der heutigen Zeit noch auf vielen deutschen Friedhöfen zu den beliebtesten Grabfiguren zählt.

1964 wurde die Grabstätte von Carl Bernhard Tröger am Hauptweg aufgelöst. Es erfolgte eine Umbettung in die Erbbegräbnisstätte der Familie Tröger.

Personengeschichtliche Bedeutung:

Carl Friedrich Tröger war der Begründer der später größten Sohllederfabrik Sachsens.

Er wurde am 24. Februar 1818 als fünftes Kind des Böttchermeisters und Mälzereibesitzers Johann Gotthold Tröger und seiner Frau Christiane Rosine geb. Treibmann geboren. Carl Friedrich war erst 12 Jahre alt, als sein Vater 1830 starb. Mit 14 Jahren begann er eine dreijährige Lehre als Gerber bei den Gebrüdern Karol in Zeulenroda. Nach Abschluss seiner Lehrzeit ging er als Geselle auf Wanderschaft. 5 ½ Jahre bereiste er deutsche Städte und angrenzende Länder, um seine Kenntnisse in den unterschiedlichsten Gerbereibetrieben zu vervollkommnen.

1838 meldete er sich pflichtgemäß zum Militär. Seine Mutter war es, die ihn für 200 Taler freikaufte.

1841 erhielt Carl Friedrich Tröger seinen Meisterbrief und eröffnete ein kleines Gerbereigeschäft in Plauen in der Hofer Straße 3. 1843 heiratete er Christiane Henriette Dietz aus Tauschwitz. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor: Bernhard (geb. 1843), Otto (geb. 1846) und Hermann (geb. 1849).  Auch sie erlernten später das Gerberhandwerk. Stets war der Vater bestrebt, sein Unternehmen zu vergrößern.  Er erwarb neue Nachbargrundstücke, 1870 besaß er ein Betriebsgebäude mit einer Dampfanlage. 1884 folgte ein noch größeres Fabrikgebäude. 1886 übertrug er den Söhnen das Unternehmen einschließlich Grund und Boden.

Eine Straße entstand mit der angrenzenden Treppe hinauf in die Ostvorstadt. Beide tragen heute noch Trögers Namen.

Carl Friedrich Tröger sorgte für seine Mitarbeiter. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums gründete er mit einem Startkapital von 10.000 Mark die Carl-Friedrich-Tröger-Stiftung zu Gunsten notleidender Angehöriger seiner Arbeiter. Die Söhne stifteten weitere 30.000 Mark, die Zinsen wurden zu Weihnachten an die Arbeiter verteilt.

Der Seniorchef war neun Jahre lang ehrenamtlich als Stadtverordneter tätig. Ihm wurde am Weihnachtsabend 1891 in Anerkennung seiner Verdienste das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens überreicht.

Carl Friedrich Tröger starb am 31. Dezember 1899, am letzten Tag des 19. Jahrhunderts.

Lt. Handelsregistereintrag Nr. 171 des Amtsgerichts Plauen endete die Existenz der Lederfabrik am 20. November 1936.

Die Fabrikanlagen wurden 1945 durch Kriegseinwirkungen teils zerstört. Ein gut erhaltenes Gebäude der ehemaligen Großgerberei nutzte man ab 1969 nach gründlichem Um- und Ausbau als Versorgungsdepot für Pharmazie und Medizintechnik. Auch dieses Gebäude existiert nicht mehr, wurde abgerissen. Nun befindet sich auf dem Gelände ein Discounter.

Quelle Fotos: privat

 

Carl Friedrich und Christiane Henriette Tröger

Quelle Foto: Brigitte Kunze, 2022

Auf der Grabstätte befinden sich sieben Inschrifttafeln mit den Lebensdaten der Kinder, Enkel und Urenkel. Sie alle fanden hier ihre letzte Ruhe.

Familie Bernhard Tröger

 

Quelle Foto: Brigitte Kunze, 2022

Bernhard Tröger (1843-1914) übernahm 1885 das väterliche Unternehmen. Auch er wurde ein angesehener Lederfabrikant und war mit Maria geb. Unteutsch verheiratet. Gemeinsam hatten sie drei Söhne.

Zwei davon, Carl B. (1869 – 1915) und Kurt (1873-1901), erlernten ebenfalls das Gerberhandwerk.

Paul (1876-1921) ehelichte Johanna Marie Frida Wild und übernahm von seiner Schwiegermutter Elise Johanna Wild, geborene Mammen die angesehene Spitzen- und Stickereifabrik J. Wild-Mammen & Co. in Plauen. Er war Alleininhaber dieser Firma und starb im Alter von 45 Jahren am 04.03.1921.  Seine Ruhestätte befand sich in der Abteilung F von Friedhof I. Nach Ablauf der Nutzungsrechte wurde das Wandstellengrab wieder vergeben.

Quelle: VAT Nr. 54, Seite 5, 1921, Wandstellenbuch Friedhof I

Familie Carl Bernhard Tröger

Carl B. (1869 – 1915) führte nach dem Tod seines Vaters Bernhard mit seinem Vetter Arthur die vom Großvater gegründete Firma. Er war in Plauen und über das Vogtland hinaus eine bekannte und geschätzte Persönlichkeit. Besondere Verdienste erwarb er sich als Gründer des Verbandes der sächsischen Lederproduzenten und als Verbandsmitglied verschiedener Vereine. Er starb am 01.09.1915 in Jena. Seine Grabstätte befand sich bis 1964 am Hauptweg der Abteilung I.

Quelle: VAT Nr. 203, S. 4 v. 02.09.1915 und Nr. 207, S. 5 v. 07.09.1915

Sterbebuch Hauptweg Abteilung I

Verheiratet war Carl B. mit Johanna Martje geb. Mammen, eine Tochter von Johann August Mammen.  Vier Töchter und ein Sohn wurden geboren. Sie hießen Margarete, Annemarie, Elisabeth, Lore und Carl Friedrich.

 

Foto: Brigitte Kunze, 2022

Margarete (1897-1979) arbeitete als Rot-Kreuz-Schwester und Oberin in einem Militärkrankenhaus in Teplitz-Schönau und später in der Arztpraxis ihrer Schwester Elisabeth in Plauen. 

Annemarie (1900-1985) heiratete Arthur Leonhardi und war ebenfalls in der Arztpraxis ihrer Schwester Elisabeth beschäftigt. Annemarie widmete sich in ihrer Freizeit der Imkerei.

Dr. med., Dr.  phil. Dipl. rer. pol. Frau Marie Helene Elisabeth Tröger

(1901-1985)

 

Quelle Foto: Privat

Sie hatte vier Geschwister. Nach dem Abitur am Realgymnasium Leipzig studierte sie von 1920 bis 1925 Ökonomie, Geschichte und Geografie in Jena, Heidelberg und Kiel. Sie legte die Volkswirtschaftliche Diplomprüfung ab, promovierte 1925 zum Dr. phil. mit der Arbeit „Die Familie in der praktischen Politik der Sozialdemokratie“ und arbeitete bis 1926 in der Redaktion einer Wochenschrift in Heidelberg. Von 1926 bis 1928 studierte sie in Leipzig Geschichte, Erdkunde und Englisch, legte die Staatsprüfung für das Höhere Lehramt ab und war von 1928 bis 1937 als Studienreferentin und -assessorin im Sächsischen Höheren Schuldienst angestellt. Wegen zunehmend auftretender Schwierigkeiten aufgrund ihrer politisch gesellschaftlichen Einstellung sah sie hier keine Entwicklungsmöglichkeit und stellte mit dem Medizinstudium in Breslau, München und Tübingen neue Weichen mit Promotion zum Dr. med. Zuletzt war sie im Robert-Bosch-Krankenhaus in Tübingen tätig. 1947 kehrte auch sie zur Familie in Plauen zurück mit der Devise: „Dort werde ich gebraucht.“ Sie eröffnete eine eigene Praxis als Praktische Ärztin und Fachärztin für Innere Medizin in der Fritz-Reuter-Str. 1. Hausbesuche erledigte sie lange Zeit zu Fuß, mit dem Fahrrad und später mit einem Moped, da ihr kein Auto zugesprochen wurde. Für Urlaub und Hobbies nahm sie sich keine Zeit. Ihre Familie, das waren ihre hochbetagte Mutter, ihre Geschwister und deren Kinder. Ihr großes Engagement wurde mit dem Titel „Sanitätsrat“ und der Hufeland-Medaille in Silber anerkannt.

Am 27. März 1985 starb sie.

Quelle: Auszüge aus Berühmte Vogtländer, Band IV, Autoren: Dr. Heinz Zehmisch, Bernhard und Hans Weisbach

Lore Magdalene (1902-1999), ausgebildete Gartenbautechnikerin, Ehefrau von

Fritz Herbert Weisbach (1893-1964) und Mutter von vier Kindern fand ihre letzte Ruhe in der Familiengrabstätte Weisbach. (siehe denkmalgeschütztes Grab Nr. 31.)

Carl Friedrich (1907 – 1949) war ebenfalls Lederfabrikant und verheiratet mit Frau Erna Meyer. Drei Kinder wurden in dieser Ehe geboren. Sie leben in Brasilien.

Kurt Hermann Tröger (1873-1901) der zweite Sohn von Bernhard Tröger und Maria geb. Unteutsch, am 16.04.1873 geboren, erhielt eine Ausbildung in der großväterlichen Gerberei. Anschließend ging er auf Wanderschaft, arbeitete längere Zeit in Horneburg, Gießen, Pirmasens und Trier als Gerbergeselle. Aus der Ferne heimgekehrt, war er bald sowohl bei seinen Mitarbeitern wie auch im Freundeskreis überaus beliebt.

Im Jahr 1898 entschloss er sich in Trier eine Gerberei zu gründen. Seine Firma und seine Waren fanden Anerkennung. Kurt starb am 20.03.1901 im 28.  Lebensjahr in Trier. Der plötzliche Tod fand in Kreisen Triers und in Plauen große Betroffenheit. Sein Wirken war kurz, er hatte noch viele Pläne.

Quelle: Vogtl.  Monatsblätter – Zeitschrift f. Freunde d. Vogtl., Heft VII, April 1901, Seite 171

Zum Gedächtnis des verstorbenen Sohnes errichteten die Eltern eine Stiftung in Höhe von 10.000 Mark, deren Zinsen alljährlich am 16.04., dem Geburtstag des Verstorbenen, an kranke Arbeiter der Lederfabrik Carl Tröger zur Verteilung ausgezahlt wurden.

Quelle: Vogtl. Anzeiger und Tageblatt vom 21.04.1903

Nachkommen der Familie Otto Tröger

 

 

Quelle Foto: Brigitte Kunze, 2022

 

 

Auch Otto Tröger (1846 – 1924), der zweitgeborene Sohn des Firmengründers nahm eine Ausbildung als Gerber. Er bereitete sich im In- und Ausland auf seinen Beruf vor, um zunächst als Angestellter im väterlichen Unternehmen und später als Mitinhaber zusammen mit seinen Brüdern Bernhard und Hermann dort zu wirken. Längere Zeit gehörte er dem Stadtverordneten-kollegium an. 1908 schied er aus der Firma aus. Otto Tröger starb am 17. April 1924.

Quelle: VAT 93, S. 3/8 v. 18.04.1924 u. Nr. 94 v. 20.04.1924

Otto heiratete 1872 Anna Maria Schwotzer. Drei Kinder wurden geboren,

Arthur, Hulda Martha und Willy Tröger.

Vor den Toren der Stadt Plauen erwarb Otto Tröger das Areal des damals kahlen Neundorfer Berges und ließ 1904 nach Plänen des Architekten Curt Prager eine Villa errichten. Das 1905 im barockisierenden Jugendstil fertiggestellte Gebäude gehört zu den beeindruckendsten

Bildquelle: Dieter zur Loye, Familienforschung Tröger, Manuskript 1998

Foto: Brigitte Kunze, 2022

Sohn Arthur (1873 – 1950) erlernte genau wie seine Vorfahren das Gerberhandwerk. Nach dem Tod des Vaters leitete er mit Carl B. Tröger die inzwischen über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Firma in der Trögerstraße. Er ehelichte Elisabeth geb. Geipel (1877-1960).

Die Familie hatte zwei Söhne: Robert Otto Tröger, geboren am 27.11.1901. Er starb verheiratet mit Elisabeth Franke am 04.05.1987 in Bad Soden.

Arthur Trögers zweiter Sohn von Carl Herbert Tröger, geboren am 08.10.1904, verheiratet mit Sophie Charlotte Grimm (1904 – 1986), war technischer Direktor in einer Gerberei in Melun bei Paris. Er kam nach Russland, wurde verwundet und kehrte mit 42 Jahren nach Dresden zurück. Er starb am 12. August 1945 in Dresden. Seine Ehefrau Sophie Charlotte entstammte der mecklenburgischen Gärtner-Familie Westphal, die nach Plauen übergesiedelt war. Am 30. November 1931 wurde der gemeinsame Sohn Karl-Armin Tröger in Melun bei Paris geboren.  Karl-Armin studierte an der Bergakademie Freiberg war ein deutscher Geologe und Hochschullehrer. Er war als Professor für dynamische und historische Geologie an der Bergakademie Freiberg und weltweit als einer der bedeutendsten Palöontologen für marine Fossilien der Kreidezeit bekannt. Karl-Armin starb am 2. Januar 2019 und wurde auch auf Friedhof I in der in der Abteilung H gelegenen elterlichen Grabstätte beigesetzt.

Quelle: Wikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Armin_Tr%C3%B6ger

https://tu-freiberg.de/geo/psf/content/00051997/0000001

https://tu-freiberg.de/presse/trauer-um-prof-karl-armin-troeger

Nachkommen der Familie Hermann Tröger

Quelle Foto: Brigitte Kunze, 2022

Hermann Tröger (1849-1931), der jüngste Sohn des Firmengründers Carl Friedrich Tröger und späterer Kommerzienrat, erlernte ebenfalls in der väterlichen Firma das Gerberhandwerk, ging nach altem Handwerksbrauch auf Wanderschaft und kehrte nach dem Krieg 1870/71 wieder nach Plauen zurück. Gemeinsam mit seinen älteren Brüdern Bernhard und Otto Tröger führte er das Unternehmen. Bis zum Übertritt in das Privatleben 1914 war er mit regem Eifer am Aufschwung der Firma beteiligt.

Er war Mitglied im Plauener Stadtverordnetenkollegium und im Ratskollegium.

Er gehörte zu den Mitbegründern des Kunstvereins und wurde dort auch Ehrenmitglied.

Quelle: VAT Nr. 109, Seite 3 u. 12 v. 12.5.1931

Verheiratet war er mit Anna geb. Klaus (1850-1928). Drei Töchter, Clara Toni und Helene wurden geboren.

Hermann bewohnte das von seinem Vater Carl Friedrich 1880 vom Architekten Richard Vogel (siehe Denkmalgrab Nr. 7) erbaute Haus in der Mosenstraße 17.

 

Foto: Brigitte Kunze, 2022

 

Quellenangaben:

Sterbebuch Familiengräber Abteilung II, Friedhof I, Kirchenbücher St. Johannis

Auszüge aus Dieter zur Loye, Familienforschung Tröger, Manuskript 1998

Vogtländischer Anzeiger und Tageblatt

Kirchenarchiv St. Johannis, Grabmalzeichnungen, Straßennamenbuch der Stadt Plauen

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 

Plauen, Januar 2022

Brigitte Kunze