Grabstätte der Familie Max Eugen Valentin Löbering

Kurzbeschreibung der Grabstätte:

Familiengrab aus Cottaer Sandstein im neoklassizistischen Stil

Verfärbungen und Zerfall des Gesteins lassen nur noch schematisch die Inschrift „Familie Löbering“ im antik nachgestalteten Mittelrisalit erkennen. Leider hat die Grabstätte aufgrund der Verwitterungserscheinungen an Attraktivität verloren.

Zu beiden Seiten stehen Grabmale aus bayrischem Granit. Die Einfassung besteht aus gelbem Granit.

Fotos: Friedhof I, 2022

Das Grab wurde personengeschichtlich unter Denkmalschutz gestellt.

Personengeschichtliche Bedeutung:

Max Eugen Valentin Löbering wurde lt. Taufbucheintrag 1847/210. der St. Johanniskirche Plauen am 26. April 1847 geboren und am 2. Mai 1847 getauft. Sein älterer Bruder Johann Victor erblickte am 28. Mai 1843 das Licht der Welt. Beide Kinder wurden sehr bald Frühwaisen. Bereits am 26. Februar 1848 starb 33-jährig der Vater Ernst Carl Heinrich Löbering. Er wurde in Plauen bekannt als Erbauer des Löbering’schen Theaters. Die Einweihung am 9. März konnte er nicht mehr erleben. Die Mutter, Caroline Hermine, geborene Gössel, folgte ihrem Ehemann am 06. Juni 1848 nach. Auch sie wurde nur 24 Jahre. Der frühe Tod der Eltern erklärt vermutlich das falsche Geburtsdatum an der Grabeswand: Die erhaben aufgesetzten Ziffern und Buchstaben auf dem Risalit weisen den 28. März 1847 aus. 

Max Eugen Valentin erlernte den Beruf eines Kaufmanns und wurde Bankier, gründete 1872 ein Bank- und Wechselgeschäft in Plauen am Altmarkt 2. Er heiratete 1871 Elisabeth Rosalie Ebert, eine Tochter des Stadtrats Carl Friedrich Ebert in Zwickau. Vier Söhne und eine Tochter wurden geboren, zwei Söhne starben im Kindesalter. Einer davon war der am 21. November 1881 verstorbene Sohn Max Richard. Zu diesem Zeitpunkt erwarb Max Eugen Valentin Löbering die Nutzungsrechte für das Familiengrab.
Er selbst starb im Alter von 45 Jahren am 12. Juli 1892. Löbering hinterließ die Witwe Rosalie Elisabeth, die erst 48 Jahre später, im Alter von 90 Jahren, am 10. 10. 1940 starb, und zwei Söhne. In einem Nachruf, abgedruckt im Vogtländischen Anzeiger und Tageblatt vom 13. Juli 1892, wird auf Seite 1 sein Leben gewürdigt. Nach dem Tod ging sein Bankgeschäft an die Vogtländische Bank über.

Das vom Vater geerbte, im Jahr 1848 eröffnete, Theater wollte er 1881 im Inneren mit einem erheblichen Kostenaufwand umbauen lassen. Ein Vorhaben, das wegen geänderter feuerpolizeilicher Bestimmungen nicht verwirklicht werden konnte.  Max ließ das stillgelegte Theater 1882 zum Stickereigebäude umbauen. Die Firma Schrage & Roessing mietete die Räumlichkeiten und war demzufolge der erste Nutzer. Das Unternehmen produzierte Babysachen, Kinderkleidung. Später wurde das Geschäft um eine Spitzenabteilung erweitert. Ende der 1890er Jahre zog die Firma in die Schloßstraße und in den Gebäudekomplex, der erst Theaterstraße und dann Mühlstraße 3 hieß, zog die Bleicherei, Färberei und Appreturanstalt Dischreit. Dischreit wird auch Besitzer des Gebäudekomplexes

Ein separat aufgestellter Grabstein verweist auf den Sohn Max Ernst Friedrich (28.11.1879–30.01.1970). Er wurde Chemiker und war Komplementär der Firma Friedrich August Hempel, Bleicherei, Färberei und Appretur-Anstalt in Plauen, Hofwiesenstraße. In einem Nachruf der Firma werden seine technisch-wissenschaftlichen Kenntnisse und seine über 60 Jahre währende Tätigkeit hervorgehoben. Dr. Max Löbering war verheiratet mit Margarethe geborene Hempel (2.10.1887–12.05.1953). Beide fanden hier ihre letzte Ruhe. 

Quelle: Freie Presse v. 05.02.1970

An den Sohn Max Richard Walther Löbering (12.07.1885–22.12.1969) erinnert ein Gedenkstein. Vielseitig begabt, war er Maler, Grafiker, Bildhauer und Amateur-Astronom.

Er zählt zu den markantesten Vertretern der vogtländischen Malerei. Er unterrichtete von 1923-1945 an der Plauener Kunstschule.  Ab 1919 in Fasendorf bei Mehltheuer ansässig, widmete er sich verstärkt als Amateur der Astronomie, speziell der Planetographie. Nach eigenem Entwurf entstand eine Sternwarte mit einer drehbaren Kuppel. Sein Arbeitsschwerpunkt lag auf der Beobachtung des Jupiters. Dafür verlieh ihm die Deutsche Akademie der Wissenschaften in Berlin 1954 die Leibniz-Medaille. Interessierte, darunter viele Schüler, besuchten die Sternwarte in Fasendorf und Löbering gab sein Wissen gerne weiter. Im hohen Alter von 80 Jahren verließ er 1969 zusammen mit seiner Frau Fasendorf und siedelte zu seinen Kindern nach Maulbronn über. Dort starb er am 22. Dezember 1969.

In Plauen und Jößnitz tragen Straßen seinen Namen.

Sein künstlerisches Schaffen wird seit 2016 im Schloss Leubnitz gewürdigt. In einem dafür ausgewählten Raum werden die von Freunden und Verwandten zusammengetragenen und übergebenen Leihgaben gezeigt.

Ein umfangreicher Artikel, verfasst von Ulrike Toll, einer Enkeltochter von Walther Löbering und Dr. Heinz Zehmisch, erschien in den Mitteilungen des Vereins für vogtländische Geschichte, Volks- und Landeskunde, 21. Jahresschrift 2015, unter dem Titel: „Die astronomische Forschungstätigkeit des vogtländischen Kunstmalers Walther Löbering – eine Würdigung zu seinem 130. Geburtstag

 

Quellen:

VAT v. 13.7.1892,
Beitrag MAV Nr. 19 1908-1909, "Plauens Theatergeschichte bis zur Weihe des Stadttheaters im Jahr 1898, ab Seite 198 – 244,
Bauakte Baupolizei-Akte des Stadtrats zu Plauen, Vol. I, Böhlerstraße 53/55, Seite 24,

Kirchenbücher St. Johannis Plauen
Freie Presse v. 05.02.1970
Hinweise aus Mitteilungen des Vereins für vogtl. Geschichte, Volks- und Landeskunde, 21. Jahresschrift Plauen 2015
Beitrag Freie Presse v. 4. April 2016

(C) Brigitte Kunze

Plauen 2021