Gedenken an das schwere Zugunglück vom 30.10.1972 bei Schweinsburg - Culten

Im Arboretum ist es seit vielen Jahren Brauch, dass am Tag des offenen Denkmals, der stets am zweiten Sonntag im September begangen wird, der Verein der Freunde Plauens zur letzten Veranstaltung des Sommerprogramms einlädt. Diese Veranstaltung ist verbunden mit Rundgängen zu denkmal-geschützten Gräbern und Baumführungen.

In diesem Jahr (2022) nahm man jedoch den Tag des Denkmals zum Anlass, an ein Eisenbahnunglück zu erinnern, dass sich vor fünfzig Jahren, am 30. Oktober 1972, ereignete.
Im Weber-Demmig-Haus nahmen am 11. September 2022, 14.00 Uhr, ca. 80 Personen Platz, um einem Kurzvortrag über das Zugunglück beizuwohnen. Im Anschluss fand am Hauptweg der Abteilung D die Einweihung des Gedenksteins statt.

Gedenkstein mit Tafel vor der Einweihung am Tag des offenen Denkmals 2022

Es liegt schon einige Jahre zurück, dass Herr Bernhard Weisbach mit Herrn Daßler, einem älteren Friedhofsmitarbeiter, ins Gespräch kam und er ihm vom schweren Zugunglück 1972 erzählte. Herr Daßler schilderte, dass hier auf Friedhof II von den Opfern zwei junge noch studierende Menschen ihre letzte Ruhe fanden. Er hatte damals als Friedhofsmitarbeiter die Beerdigungen vollzogen. Sicher wurde er von diesem Erlebten auch immer wieder eingeholt. War es doch ein schlimmes Ereignis, das auch heute noch viele ältere Plauener bewegt und sie sich daran erinnern können. Manch einer hatte auf irgendeiner Weise Bezug zu den Opfern.

Der Blick in das Sterbebuch der Friedhofsverwaltung machte es möglich, die Namen zu finden und die Grabstellen genau zu orten. Die beiden jungen Menschen hießen Claudia Wildner und Karl Ulrich Schweitzer. Ihre Gräber befinden sich in der Abteilung D, damals am 4. und 5. Zwischenweg. Diese Wege existieren nicht mehr. Große Bäume wuchsen zwischenzeitlich über ihren Grabstätten. Die Nutzungsrechte sind abgelaufen. Ein Grabstein erinnert noch an Ulrich Schweitzer. Die Grabstätte von Claudia Wildner liegt unter einer hoch gewachsenen Eibe.

 

Foto: Brigitte Kunze Quelle: Sterbebuch Abt. D

 

Herr Bernhard Weisbach griff den Gedanken auf und die Idee war geboren, den beiden Opfern hier auf Friedhof II sichtbar zu gedenken.

Ein kleines Team, Frau Dorothea Langefeld, Herr Bernhard Weisbach, vom „Verein der Freunde Plauens“ sowie Sylvia Deeg und Brigitte Kunze vom „Verein für vogtländische Geschichte, Volks- und Landeskunde e. V.“ hat sich in den letzten Wochen mit der Aufarbeitung beschäftigt.

 

Kontakte zu den noch lebenden Angehörigen wurden geknüpft. Zur Gedenksteineinweihung begrüßten wir Angehörige aus beiden Familien.

In der Regionalabteilung der Vogtland-Bibliothek Plauen archivierte Zeitungen. aber auch ins Internet gestellte Beiträge machten ein Aufarbeiten, ein Nachvollziehen des Unglücks, möglich.

Während das Fernsehen sowie der Rundfunk schon am Unglückstag berichteten, erschienen die ersten Meldungen am 31. Oktober in der Freien Presse.

Quelle: Freie Presse Ausschnitt v. 31.10.1972

Am Triebwagen des Karola-Express und an der Lok des D-Zuges sowie an den ersten beiden Wagen entstand schwerer Sachschaden.

 

Foto: Zentralbild – Ahnert Quelle: Freie Presse 31.10.1972

 

Quelle: Freie Presse, 1. November 1972

Eine namentliche Veröffentlichung der Opfer aus dem damaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt erschien am 2. November 1972.

Quelle: Freie Presse, 2. November 1972

Am 30. Oktober 2002 wurde an der Unglücksstelle ein Mahnmal enthüllt. Es zeigt ein Wagenrad im Schotterbett und darüber zwei gekreuzte Schienen.

Foto: Freie Presse – Wolfgang Thieme

Das mdr-Fernsehen produzierte für die Sendereihe „Lebensretter“ einen Film, der über nachfolgenden Link abrufbar ist:

https://de-de.facebook.com/Bahnhof-K%C3%BCstrin-301528333238055/videos/zugungl%C3%BCck-schweinsburg-culten-1972/1088555771201970/

 

Plauen, September 2022

© Brigitte Kunze